Das war’s! Die letzte Folge meiner ganz persönlichen Reha-Nabelschau…show.
Warum ich an Reise-Tagen immer nervös und unruhig bin, selbst dann, wenn ich nur faul irgendwohin gefahren werden muss, weiß ich wirklich nicht…
Es geht heute also endlich nach Hause! So schön es auch im Hessischen Wald war, aber ich vermisse Köln und meinen ganz normalen Alltag. Nicht, dass ich den sofort wieder haben werde, aber zumindest muss ich die restlichen Tage der 100 Tage Schonfrist nicht in einem Klinikbetrieb verbringen, so erholsam das auch sein konnte (da muss ich ganz ehrlich sein.)
Ich bedanke mich bei Euch allen, die sich mein Geplapper angehört haben und wünsche Euch noch eine schöne Zeit. …und auch, dass Ihr alle Eure Körperteile, wenn möglich, behalten könnt. 😉
Der Tag der Abreise rückt immer näher, Zeit, Abschied zu nehmen. Ich treibe mich noch mal auf dem Dach der Klinik herum, lasse Blick und Gedanken schweifen.
Dabei habe ich noch ein volles Programm vor mir. Selbsterfassungsbögen ausfüllen, Entspannungsübungen, was nicht alles. Wie soll man da noch zur Ruhe kommen und in nostalgischen Erinnerungen schwelgen, an so schöne Zeiten, als ich bis spät nachts in der Garage eines Freundes festsaß, um an den Rostlauben herum zu schrauben, die ich im Studium gefahren habe. Oder an die brutale Rosskur, mit der ich mir bei einer Toskana-Reise das Rauchen abgewöhnt hatte.
Und nebenbei habe ich auch noch erfahren, wie viel Wegstrecke meine mir noch verbliebene Niere jeden Tag in meinem Körper zurück legt. Faszinierend. Ich bin sicher, ich habe es entweder falsch verstanden oder mir nicht richtig gemerkt.
Es ist Sonntag, und gegen alle Hindernisse (mein eigenes Gehirn, die Busfahrpläne) versuche ich noch mal, die Deutsche Billard-Meisterschaften zu besuchen.
Während ich auf den Bus warte, sinniere ich über den Unterschied, bzw. die stopmotion-animierten Gemeinsamkeiten von Dieter Hallervorden und Bernard Cribbins nach und erinnere mich an alte “Ist ja irre”-Filme (was einem halt so in den Sinn kommt, wenn man auf den Bus wartet. Wie? Ihr denkt in so einem Moment nicht an die Wombles?)
Nach dem Billard wird es literarisch: Star Trek Romane und Die Blechtrommel.
Eine obskure Mischung? Ja. Durchaus.
Billard, BabCon und Busfahren – die 3 großen B’s, die mich in dieser sehr stimmungswechselhaften Folge beschäftigen.
War der Besuch der Deutschen Billard-Meisterschaft in der Wandelhalle (nicht zuletzt wegen dem gleichzeitigen Hörgenuß von Nerd & Krempel) der geistigen Entspannung noch ziemlich zuträglich, hat mich das Warten auf einen Bus, der mich zur Klinik & zum Abendessen zurück bringt, an den Rand meiner eh schon recht dünnen Nerven gebracht. Eine waschechte Krise am Rand der Bushaltestelle ist das Ergebnis, mit viel Geschimpfe, Gesang, Gedichten, Straßengeräuschen und dem Sinnieren über die Probleme, die mann so hat, wenn mann sich unvorsichtigerweise den Bart lang wachsen lässt.
Kein Bier zu Halloween, zumindest nicht in der Reha!
Die Beobachtung erwachsener Männer, wie sie sich um ein Puzzlespiel (Motiv: “Neuschwanstein”) zu angestrengten Fachgesprächen und bemühten Beratungen über die weitere Vorgehenstaktik bei der Fertigstellung besagten Neuschwansteins versammeln, nötigen mich zu einigen Betrachtungen über den Klinikalltag, über Doctor Who und Star Trek.
Man hat ja sonst nix zu tun. Und immer noch besser als puzzeln.
Manchmal braucht man einfach Schokolade!
…vor allem dann, wenn die Hessen mal wieder besonders hesslich sind.
Das 2. Reha-Wochenende habe ich als Klinik-Flüchtling in Kassel auf der Timelash, der Doctor-Who-Convention verbracht, unter hunderter glücklicher (und gar nicht mal so sozialgestörter) Fans. Ein kleines bisschen Nerd-Normalität im ansonsten irgendwie immer noch so abnormalen Klinik-Alltag. Tut gut. Auf jeden Fall besser als Blasmusik!
(Bilder und Video von der Timelash findet man auch im Sumpf.)
Die Blasmusik vertreibt mich aus der Wandelhalle. (Was kann Blasmusik auch sonst bewirken?)
Beim Spaziergang durch den Kurpark sinniere ich über Depressionen, Bruce Lee, Koordinations-Probleme nach der Narkose, Billard und ziehe (ganz im Sinne meines Stammpodcastes “Der Sumpf”) so einige Vergleiche zwischen Realität & M*A*S*H.
Was macht man, wenn man seit kurzem nur noch eine Niere hat und sich in der Reha langweilt? Man nimmt einen Podcast auf!
Nachdem Tobi nach der Sumpf-Aufnahme zwar den restlichen Kuchen da gelassen, aber das Mikro wieder mitgenommen hat , habe ich mir pfiffig, wie ich bin, aus meinem Handy und einem sogenannten Geek-Stick ein neues Mikro zurecht gebastelt, und mit diesem (ich gebe es zu) mehr schlecht als rechtem Ersatz habe ich nun begonnen, einen Personal Podcast aufzunehmen, in dem ich während der Reha-Zeit über die Reha-Zeit nach meiner Nierentumor-OP mit mir selber reden kann, ohne dabei noch seltsamer zu wirken, als ich das in einer Gemeinschaft, in der das Durchschnittsalter rund zwanzig Jahre höher ist als meines, ohnehin schon tue…